Das patentierte PYRAX®-Blech mit den schachbrettartig angeordneten Pyramidenstumpfe wurde für das Übertragen von biaxialen Querkräften quer und längs zur Arbeitsfuge entwickelt. Die schachbrettartig PYRAX®-Technologie erlaubt einen hohen Querkraftwiderstand von mindestens 85% eines monolytischen Stahlbetonbauteils ohne Biegebeansprung. Die Bemessung der PYRAX® Fuge erfolgt über die Biege- und Querkraftnachweis der Norm SIA 262.
Mit der speziell abgestuften Geometrie erreichen Fugen mit der PYRAX®-Technologie einen wesentlich höheren Anteil an Grundfläche der Verzahnung bezüglich der Gesamtfläche. Zudem wird durch die schachbrettartige Anordnung der Verzahnungsnocken eine richtungsunabhängige Schubkraftübertragung erreicht. Das PYRAX®-Blech ist vielseitig und bildet die Grundlage von vier verschiedenen Produktvarianten.
Bemessungsgrundlage und Normenbezug
Die Bemessungswiderstände der PYRAX® Fuge werden grundsätzlich mit den Bestimmungen der Norm SIA 262 (2013) Art. 4.3.2 und 4.3.3 über die Biege- und Querkraftbemessung ermittelt.
Bauteile OHNE Querkraftbewehrung (Platten (Decken))
Für die Bestimmung des Querkraftwiderstands ist Art. 4.3.3.2 der Norm SIA 262 massgebend. Versuche an Plattenstreifen mit PYRAX® Fugeneinlagen mit vollflächiger Verzahnung zeigten keine Reduktion des Querkraftwiderstands verglichen mit Plattenstreifen ohne Einlagen. Damit gelten für den Querkraftnachweis der PYRAX® Fuge der unveränderte Materialkennwert τ cd,X = 1.0 τcd sowie die Faktoren kd nach Gl.(36)262 und kg nach Gl.(37)262. Die für die Aufnahme der Querkraft in der Fuge wirksame statische Höhe dvX ist gemäss Abb.1 und Abb.2 mit Berücksichtigung der Blechabmessungen zu bestimmen.
Der Querkraftwiderstand einer Platte (Decke) berechnet sich in der PYRAX® Fuge damit zu
vRd,X = kd • τcd,X • dvX [kN/m]
(35)262
τcd,X =1.0 τcd
kd : Gl.(36)262 ; mit kg = 1.0 für Dmax 32mm
dvX = für die Querkraftübertragung wirksame verzahnte
statische Höhe; dvX ≥ E vgl. Abb. 1,2
(0)PYRAX®
- Üblicherweise Abstand von der Zugbewehrung bis zur gegenüberliegenden Blechkante (Abb 1).
- Bei Teilverzahnung des Querschnitts darf für dvX maximal die Blechbreite E eingesetzt werden (Abb. 2).
Zur Bestimmung des Biegewiderstands ist in der Druckzone die unverminderte Betondruckfestigkeit fcd gültig.
Bemerkungen für Fugen bei Auflagern
- Bezüglich unterer Plattenbewehrung im Auflagerbereich wird speziell auf Art. 5.5.3.3262 verwiesen.
- PYRAX® Fugen ohne Bewehrung auf der Zugseite sind grundsätzlich nicht zulässig.
Bauteile MIT Querkraftbewehrung (Scheiben (Wände), Platten (Decken))
Der Querkraftwiderstand der PYRAX® Fuge erreicht durch die patentierte Verzahnung in Versuchen rund 85% des homogenen Betons. Dies kann durch eine entsprechende Reduktion der Betondruckfestigkeit im Fugenbereich mit dem Faktor kX berücksichtigt werden. Für die Bemessung wird im Spannungsfeld die Betondruckfestigkeit mit dem kX-Faktor auf 80% begrenzt.
fcd,X = kX • fcd mit kX = 0.8
(1) PYRAX®
Zur Bestimmung des Biegewiderstands ist für Druckzonen, welche senkrecht zur Fuge laufen die unverminderte Betondruckfestigkeit fcd gültig.
Fugen mit parallelem Spannungsfeld
Die Querkraft wird durch ein geneigtes Spannungsfeld mit der resultierenden Druckkraft Fcw übertragen. Deren Vertikalkomponente steht mit der Querkraft Vd im
Gleichgewicht, deren Horizontalkomponente mit der Zugkraft Ft,Vd (Abb. 3).
Diese Zugkraft ergibt sich mit vertikalen Bügeln zu
Ft,Vd = Vd • cotαX [kN]
(50)262
Der maximale Querkraftwiderstand in der PYRAX® Fuge (Scheiben (Wände), Platten (Decken)) wird durch die Betonfestigkeit kc • fcd,X im Spannungsfeld begrenzt auf
(Abb. 3 (a))
Scheiben (Wände):
VRd,cX = bw • z • kc • fcd,X • sinαX • cosαX [kN]
(45)262
Platten (Decken):
vRd,cX = z • kc • fcd,X • sinαX • cosαX [kN/m]
(2) PYRAX®
bw = Wanddicke, maximal die verzahnte Dicke (bw ≤ E)
z = Hebelarm innere Kräfte, maximal die verzahnte
Höhe (zPlatten ≤ E resp. zScheiben ≤ L)
kc = 0.55 bzw. kc=0.40 bei plastischer Zuggurtdeformation
fcd,X = kX • fcd mit kX=0.8, vgl. Gl.(1)PYRAX®
Das Kräftepaar Ft,Md und Fc,Md ergibt sich aus dem Biegemoment Md und dem Hebelarm z zu:
Ft,Md = Fc,Md=
(3) PYRAX®
Im Falle einer Scheibenfuge (Wände) wird die Zugkraft Ft,Vd üblicherweise mit einer auf die Höhe z verteilten Horizontalbewehrung übernommen (Abb. 3(b)). Für z darf maximal die verzahnte Höhe eingesetzt werden. Die verteilte Zugkraft ist:
nt,Vd =
(4) PYRAX®
Im Falle einer Plattenfuge (Decken) wird die Zugkraft Ft,Vd entsprechend der Angabe in Art. 4.3.3.4.12262 üblicherweise je hälftig auf den Zug- und Druckgurt aufgeteilt (Abb. 3(c)). Die resultierenden Kräfte im Zug- und Druckgurt sind dementsprechend:
Ft
(5a) PYRAX®
Fc= –
(5b) PYRAX®
Für ein geringes oder verschwindendes Biegemoment kann die Kraft Fc negativ werden (Zugkraft) was auch hier eine Bewehrung bedingt.
Der notwendige Bewehrungsquerschnitt ist:
AsX =
asX,Vd =
(6)PYRAX®
fsd,X = Bemessungswert der PYRAX®-Bewehrung
Fugen bei Auflagern
Für eine PYRAX® Fuge im Bereich eines Auflagers in Bauteilen mit Querkraftbewehrung (Abb.4, direkte Auflagerung) gilt Art. 4.3.3.4.1262. Der Querkraftnachweis erfolgt im Abstand z•cotα vom Auflagerrand nach der Gleichung (45)262 mit der Betonfestigkeit fcd,X .
Die Zugkraft Ft,Vd in der Fuge wird anhand der Achsneigung αXa des auf der Auflagerlinie zentrierten Fächers bestimmt (Abb. 4).
Die Zugkraft Ft,Vd wirkt im Fugenquerschnitt am Durchstosspunkt der Fächerachse. Vereinfacht wird Ft,Vd gesamthaft dem Untergurt zugeordnet und dementsprechend der Nachweis der Bewehrung direkt im Auflagerschnitt A geführt. Für Fugen mit auf einen Teilquerschnitt beschränkter Verzahnung sind dementsprechende Spannungsfeld-betrachtungen vorzunehmen.
Der Bereich hinter dem Auflager ist gesondert zu betrachten. Insbesondere sind die Platzverhältnisse für die Druckstreben und die Verankerung der Bewehrung zu prüfen. Zur Bestimmung der Strebenabmessungen wie auch der Auflagerbreite aX gilt die Betonfestigkeit fcd.
Spannungsfeldwinkel αx , Querkraftwiderstand und Anschlussbewehrung
Der Spannungsfeldwinkel αX kann durch den Ingenieur im Rahmen der Grenzwerte aus der Norm SIA 262 festgelegt werden. Für die PYRAX® Anschlussfugen wird empfohlen:
25° ≤ αX ≤ 65°
(7)PYRAX®
αX=Winkel Fugensenkrechte zum Spannungsfeld
Der Querkraftwiderstand VRd,cX bzw. vRd,cX erreicht ein Maximum beim Spannungsfeldwinkel αX = 45° (Abb. 5, graue Kurve).
Der erforderliche Bewehrungsquerschnitt asX,Vd der
Anschlussbewehrung nach Gl. (6)PYRAX® nimmt mit zunehmendem Spannungsfeldwinkel αX ab (Abb. 5, blaue Kurve).
Auszug aus unserer Ingenieurfachtagung vom 21.09.2020
Referat mit Prof. Dr. Albin Kenel
Leiter Institut für Bauingenieurwesen IBI Hochschule Luzern
PYRAX® – Familie