Mit dem 50 Tonnen schweren Langstielbagger wird der Unterwasseraushub erledigt.
Debrunner Acifer liefert Baumaterialien für anspruchsvolles Bauprojekt
Im Kanton Wallis wird bis Mitte 2017 das fehlende Teilstück der Nationalstrasse zwischen Visp und Siders fertiggestellt. Die Debrunner Acifer AG darf für das anspruchsvolle Bauprojekt den Gesamtbedarf an Bewehrungsstahl liefern. Dereinst wird die Autobahn A9 die beiden Walliser Ortschaften Sierre und Brig verbinden. Bereits 2020 sollen die wichtigsten Streckenabschnitte fertiggestellt und in Betrieb genommen werden.
Seit März 2014 baut die ARGE A9 Grosseya KB Visp (STRABAG AG / Fantoni AG Brig) am Knotenpunkt Visp West. Neben der Linienführung der 31.8 Kilometer langen Teilstrecke zwischen Visp und Siders, die zu fast 5% unterirdisch verlaufen wird, bergen vor allem die schwierigen geologischen Begebenheiten der Rhone-Region einige Herausforderungen.
Absenkung des Grundwassers nicht möglich
Üblicherweise würden Baumeister und Ingenieure für den Bau einer solchen Autobahn das Grundwasser in der Region weiträumig absenken. Da aber sowohl die Erdgasleitung der Swissgas als auch das Bahntrasse der SBB durch die Region Visp verlaufen, müssen die Projektverantwortlichen äusserst sicherheitsbewusst und sensibel vorgehen. Durch die Senkung des Grundwassers könnte es zu Setzungen kommen, die unerwünschte Unterbrüche der stark frequentierten Bahnlinie zur Folge hätten. Entsprechend müssen die Betonarbeiten auf der Baustelle Grosseya Visp West im Grundwasser erfolgen. Zu den weiteren Herausforderungen gehört der Bau zweier Unterführungen unter dem SBB-Bahndamm, die Verlegung des Grossgrundkanals, die Sicherstellung von Zufahrten für Materialanlieferungen und die Umsiedlung einer Starkstromleitung.
Bauen unter Verkehr: Während die SBB-Bahn über die Brücke rollt, wird unten der Grossgrundkanal für die Autobahn gebaut.
Um die geologisch schwierigen Verhältnisse zu bewältigen, setzt die mit dem Baulos beauftragte ARGE A9 Grosseya KB Visp (STRABAG AG / Fantoni AG Brig) einen der grössten Seilbagger der Schweiz ein. Mit diesem werden zuerst Spundwände in den Rhoneschotter einvibriert und seitlich mit Ankern und Longarinen gesichert – insgesamt 70000m2. Danach hebt der 50 Tonnen schwere Langstielbagger in mehreren Etappen das Erdreich aus der Baugrube aus.
Eine Schlammpumpe befreit das in die Baugrube gesickerte Grundwasser vom Schlamm, der in ein Absetzbecken weitergeleitet wird. Anschliessend werden mit Hilfe schwimmender Plattformen (Pontons) 3600 Auftriebszugpfähle durch das Wasser in den Baugrund gebohrt. Eine spezialisierte Taucherequipe kontrolliert schliesslich die Dichte der Spundwände sowie die Lage der Auftriebspfahlköpfe und befreit das Wasser mit der Schlammpumpe erneut von eingetretenem Schlamm.
19000m3 Unterwasserbeton
Unter Begleitung der Taucher erfolgt die Unterwasserbetonierung der Unterwasserbetonsohle. Mittels Contractor-Verfahren wird über ein Rohr insgesamt 19000m3 Unterwasserbeton von der Sohle der Baugrube nach oben gepumpt, bis die gewünschte Höhe der Unterwasserbetonsohle erreicht ist. Sobald die Baustelle im Trog gelenzt beziehungsweise trockengelegt ist, werden die definitiven Bodenplatten und Wände hergestellt. Danach dichtet ein von der ARGE selbst entwickelter Roboter die Betonwände ab. So stellen die Experten sicher, dass kein Grundwasser durch die Konstruktionswände eindringt.
Injektionsdosen, die in 10-Meter-Abschnitten an den Wänden angebracht werden, ermöglichen ein gezieltes nachträgliches Injizieren (Abdichten). Die Bauarbeiten werden gemäss Projektplanung noch bis Mitte 2017 dauern, danach wird die ARGE A9 Grosseya KB Visp (STRABAG AG/Fantoni AG Brig) die Baustelle der Bauherrschaft übergeben. Insgesamt verbaut die ARGE rund 56000m2 Schalungen, 48500m3 Konstruktionsbeton, 7300 to Bewehrungsstahl und Zubehör. Die Debrunner Acifer AG Wallis ist stolz darauf, in diesem bedeutenden Projekt den gesamten Bewehrungsstahl liefern zu dürfen und auch für Sortimente wie Armierungsnetze, Kabelschutz, Werkzeuge und Maschinen einer der Hauptlieferanten zu sein.
Projektdetails
- Bauherr: Kanton Wallis im Auftrag des ASTRA
- Beauftragte Unternehmung: ARGE A9 Grosseya KB Visp (STRABAG AG/ Fantoni AG Brig)
- Bauzeit: März 2014 –2018
- Hauptmengen:
Spundwände 70000 m2
Anker 1700 Stück
Auftriebspfähle 3500 Stück
Baugrubenaushub 150000 m3
Konstruktionsbeton 48500 m3
Unterwasserbeton 19000 m3
Schalung 56500 m2
Bewehrung 7300 to
Abdichtung mit PBD 57700 m2
Hannes Mauracher, Projektleiter der Strabag AG (links), und Luis Abatemarco, Projektleiter der Fantoni AG.
Interview mit Luis Abatemarco, Baumeister und Mitinhaber der Fantoni AG in Brig
Welches sind die grössten Herausforderungen dieses Bauprojekts?
Rückblickend gibt es mehrere Herausforderungen, die zu erwähnen sind. Dazu gehören beispielsweise sämtliche logistischen Aufgaben während den verschiedenen Bauphasen und der Bau der Unterwasserbetonsohlen. Anspruchsvoll ist auch der Ein- und Ausbau der 10 provisorischen Hilfsbrücken der SBB, die es für die Unterführung der SBB-Trassen benötigt. Ebenfalls heikel ist der Moment beim Lenzen der Baugrube. Trotz unserer grossen Erfahrung im Spezialtiefbau bleibt immer ein gewisser Respekt vor den Gewalten der Natur sowie vor den Arbeiten rund um die Erdgasleitung der Swissgas.
Sie bauen ein Werk im Grundwasser. Was machen Sie, wenn in der Wanne Feuchtigkeit oder undichte Stellen auftreten?
Für einen solchen Notfall haben wir alle 10 Meter Injektionsdosen installiert. Dank diesem System kann die undichte Stelle rasch geortet und nachinjiziert werden. Bis dato ist dieses Problem glücklicherweise noch nie eingetroffen.
Wie kamen Sie darauf, einen Roboter zu entwickeln, der Ihnen das Applizieren der Abdichtungsebenen abnimmt?
Solche Ideen entstehen nur, wenn man spartenübergreifend denkt und sich die Ideen jedes Mitarbeiters anhört und ernst nimmt.
Was ist das Erfolgsrezept dafür, dass Mitarbeiter ihre Ideen einbringen?
Grundsätzlich ist uns jede Idee willkommen. Das Wohlergehen der Firma ist abhängig von der Kreativität und dem Erfindergeist jedes einzelnen Mitarbeiters. Innovativ zu sein, etwas zu bewegen zu können und an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten, motiviert und fördert die Zusammengehörigkeit. Dies ist die Basis für ein gut funktionierendes Unternehmen und für zufriedene Mitarbeiter.